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von diesen Verhandlungen hörte, begab er sich mit einigen seiner ver-
trauteren Officiere und 300 Musketieren nach Westminsterhall. Nach-
dem er die Soldaten an den Thüren und in den Vorzimmern vertheilt
hatte, trat er ruhig in den Saal, setzte sich auf seinen gewöhnlichen
Platz und hörte eine Zeitlang den Verhandlungen zu. Als der Sprecher
die Frage zur Abstimmung brachte, stand Cromwell auf. Ec begann
mit einer Schilderung, des Parlaments und ging allmälig zu immer
heftigern Vorwürfen über. ,,Schämt euch, rief er, und entfernt euch!
Macht bessern Leuten Platz, die ihr Amt getreuer verwalten. Der
Herr hat sich von euch losgesagt; er hat andere Werkzeuge erkoren, sein
Werk zu betreiben." Cromwell stampfte mit dem Fuße, und Musketiere
traten in den Saal. Indem Cromwell nun die Parlamentsmitglieder
forttrieb, nannte er jeden Einzelnen noch einen Säufer, oder Ehebrecher,
oder Wucherer. Als der Saal leer war; ließ Cromwell die Thüren
verschließen und ging ruhig nach Whitehall zurück, wo er nach Karls
Hinrichtung seine Wohnung genommen hatte. An demselben Tage trat
er nach Mittag in die Sitzung des Staatsrathes und erklärte dessen
Befugnisse mit ver Aufhebung deß Parlaments für erloschen.
Cromwell besaß jetzt alle Gewalt, er hatte jetzt zum ersten Male
seine Absichten offener gezeigt; die Festigkeit des Parlaments hatte ihn
genöthigt, die Maske der Demuth und Heuchelei abzuwerfen. Er bil-
dete einen Staatsrath, der unter seinem Vorsitz aus vier Rechtsgelehrten
und acht Officieren bestand. Das neue Parlament sollte aus lauter
Begeisterten und Heiligen bestehen. Denn der religiöse Fanatismus
zählte die meisten Anhänger, das ganze Heer lebte und webte in solchen
Ansichten, und Cromwell selbst hoffte durch die Gluth seiner Begeiste-
rung und die Gewalt seiner Rede auf solche Leute am meisten zu wir-
ken. Man ließ in den Grafschaften und Städten Listen von sogenann-
ten Heiligen anfertigen, Leuten, vie gottesfürchtig, gläubig, allen Lüsten
feind wären; aus diesen ernannte der Staatsrath 139 für England, 6
für Wales, eben so viele für Irland und 4 für Schottland, also ein
Parlament von 155 Mitgliedern.
Am 4. Juli 1653 eröffnete Cromwell daß neue Parlament mit
einer salbungsvollen Rede und ermahnte, das Gericht der Gnade und
Wahrheit treu zu üben und mit den Heiligen im Glauben zu verhar-
ren. Die Zusammenkünfte dieses Parlaments glichen mehr Pietistischen
Conventikeln, als Staatsversammlungen. Gleich am folgenden Tag
wurde von sechs Uhr Morgens biß acht Uhr Abends ununterbrochen
gebetet und gepredigt. Jede Sitzung eröffneten und endeten lange An-
rufungen Jehovahs; man hörte nichts als Anspielungen und Sprüche
aus dem alten Testament. Da viele Mitglieder als Wiedergeborene in
dem Herrn betrachtet sein wollten, so hörte man seltsame Vornamen, wie
Machsriede Heaton, Tödtediesünde Pimple, Stehfestinderhöhe Stringer,
Weinenicht Billing, Kämpsedengutenkampfvesglaubens White u. s. w.
Nach einem der eifrigsten Beter und Sprecher, dem Lederhändler Bare-
bone, wird dieses Parlament Vas Barebone Parlament genannt.
Mit den wunderlichen Heiligen war nicht so leicht auszukommen,
wie Cromwell gedacht hatte. Sie hatten über die politischen Dinge
ernsthaft nachgedacht, griffen diese bürgerlich praktisch an und betrieben
Das Barebone
Parlament.
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630
Mit den Kosacken vereinigte sich der Chan der Tataren und der
Zar Alexis von Rußland, dessen Hoheit Bogdan anerkannte und des-
sen Religion auch die der Kosacken war. Die Lage von Polen war ver-
zweifelt, als 1655 auch der König Karl Gustav von Schweden
landete (S. 590). Er wollte Schwedens Herrschaft im Norden befesti-
gen und die Unterwerfung der Ostseeküsten vollenden. Johann Casimir
flüchtete mit seiner Gemahlin nach Schlesien, und die Polen mußten
sich den Schweden unterwerfen. Aber der Druck der Schweden, Karl
Gustavs Hintansetzung von Adel und Geistlichkeit, fein Bestreben, die
Krone erblich zu machen, und die Verspottung der katholischen Religion
durch die protestantischen Schweden erbitterten den polnischen Adel und
Bauer. Der Nationalstolz der Polen erwachte; Alt und Jung griffen
zum Schwert, und Johann Casimir kehrte nach Polen zurück. Zwar
wurden die Polen in einer dreitägigen Schlacht bei Warschau (1656)
von den Schweden besiegt, aber der Einfall des russischen Zaren in Liv-
land nahm nun die Aufmerksamkeit von Karl Gustav in Anspruch, und
der Kaiser Ferdinand Hi. sandte den Polen ein Hülfsheer, die Republik
Holland eine Flotte zur Unterstützung. Als auch Friedrich Iii. von
Dänemark Bremen und Werden besetzte, wandte Karl Gustav seine
Waffen zunächst gegen Dänemark, und die in Polen zurückgelassenen
schwedischen Truppen wurden von den Polen besiegt.
Von dein Kosackenhetman Bogdan Chmielnizky wurde Polen durch
dessen Tod (1657) befreit. Ein Theil der Kosacken unterwarf sich dem
russischen Zar, ein anderer gegen Zusicherung religiöser und politischer
Freiheit dem König von Polen. Schweden schloß (1660) mit Polen
im Kloster Oliva bei Danzig Frieden und erhielt Esthland und
Livland. Seitdem hörte Polen auf, die herrschende Macht des Nor-
dens zu sein. Der Fluch des Wahlreichs lastete schwer auf ihm; dem
Volke fehlte die Freiheit, und der Adel verkannte, daß die wahre Freiheit
nur durch Gehorsam gegen die bestehenden Gesetze Bürgschaft gewinne.
Auf den Reichstagen vermochte die Gegenstimme (lideruln veto) eines
einzigen Landboten jeden Beschluß der Gesammtheit zu verhindern. Alle,
die dieses Recht ausübten, wurden mit dem öffentlichen Abscheu ge-
brandmarkt, aber das Recht selbst galt als das Palladium der Freiheit.
Johann Casimir ermüdete durch fortdauerndes machtloses Ringen
gegen übermüthige Unterthanen und legte, ohne sich durch-die Bitten der
Magnaten abhalten zu lassen, die Krone nieder (1668). Ec begab sich
nach Frankreich und starb als Abt des Klosters des heiligen Martin zu
Revers (1672).
Als der vom Erzbischof von Gnesen auf den 12. Mai 1669 aus-
geschriebene Wahltag herangekommen war, vermochten sich sechs Wochen
hindurch die.wähler über eine Wahl nicht zu vereinigen; von den Strei-
ten mit Worten kam es zu Gefechten mit den Waffen; mehr als einmal
drohte das Wahlfeld zum Schlachtfeld zu werden. Da wurde endlich
der Name von Michael Thomas Wisnowiezky genannt, und wie
durch eine Eingebung ertönte plötzlich von allen Seiten derselbe Ruf.
Wisnowiezky war arm, ohne Talente, ohne Kriegsruhm; er hielt an-
fangs die Wahl für Scherz; als ihn die Hurrahs begrüßten, weinte er.
Staunend hörten die Senatoren seinen Namen; man zwang sie durch
Säbelhiebe, dem Rufe beizustimmen. Bald zeigte der Gewählte unge-
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Extrahierte Personennamen: Alexis_von_Rußland Bogdan Karl_Gustav_von_Schweden Karl Gustav Schwedens Johann_Casimir Johann Karl
Gustavs Karl Gustavs Johann_Casimir Johann Karl_Gustav Karl Gustav Ferdinand_Hi Ferdinand Friedrich_Iii Friedrich Karl_Gustav Karl Gustav Bogdan_Chmielnizky Johann_Casimir Johann Martin Michael_Thomas_Wisnowiezky Wisnowiezky
Extrahierte Ortsnamen: Polen Schlesien Schweden Schweden Polen Polen Warschau Polen Holland Dänemark_Bremen Polen Polen Polen Oliva Danzig Livland Frankreich Gnesen
677
tobt. Bei diesem Anblick gerathen die Krieger in Wuth und geben Feuer
auf die Rebellen; mehrere der letzteren fallen, die übrigen ergreifen die
Flucht, mit Wegwerfung ihrer Waffen und Zurücklassung der mitgebrach,
ten Kanonen. In wenigen Minuten ist der Schloßplatz und der Car-
rouselplatz vom Pöbel gereinigt, -und auch auf der anderen Seite des
Schlosses wird die anstürmende Pöbelmaffe zurückgeschlagen. Sobald in
der Nationalversammlung der Stand der Dinge bekannt wird, sprechen
mehrere Abgeordnete ihren Unwillen aus, daß den Schweizern Mord-
befehle ertheilt sind. Ein Minister betheuert das Gegentheil, Ludwig
selbst ruft überlaut, er habe alles Schießen verboten, und sendet sogleich
einen Adjutanten an die Vertheidiger des Schlosses. Dieser ruft die auf
der Gartenseite der Tuilerien aufgestellten zweihundert Schweizer in die
Nationalversammlung, und sie leisten Folge.
Auf der Vorderseite erneuern die Banden der Jakobiner, von
West er mann, einem Deutschen und Freunde Dantons, angeführt, den
Angriff. Die dort aufgestellten Krieger werden von den Eingedrungenen
nun auch im Rücken gefaßt und überwältigt. Achtzig Schweizer stehen
an der großen Treppe in tapferer Gegenwehr, bis der letzte Mann ge-
fallen ist. Ihr Bannerträger, von Montmorin, wickelt, aus vielen
Wunden blutend, die Fahne um sich, sinkt nieder und haucht sein Leben
aus. Einige Schweizer werden lebendig aus den Fenstern gestürzt und
von den Untenstehenden mit Piken aufgefangen. Mit und nach den
Schweizern werden die Bewohner des Schlosses, ohne Unterschied des
Ranges, des Alters und des Geschlechts ermordet. An den Leichnamen
üben furienmäßige Weiber durch Entkleidung ihre scheußliche Lust. Aus
den Fenstern des Schlosses wirbelt die Flamme, und nur mit Mühe
wird man der um sich greifenden Flamme Meister. Als es nichts mehr
zu morden giebt, beginnt das Gesindel zu plündern; die prachtvollen
Geräthschaften werden zertrümmert, und in wenigen Stunden sind alle
Gemächer deß Palastes in Stätten der Verwüstung und des Elends ver-
wandelt. In den zerstörten Prunkzimmern, zwischen nackten Leichnamen
werden wüste Trinkgelage angestellt. Männer, welche Köpfe der Ermor-
deten auf den Piken tragen, durchziehen die Gassen.
In die Nationalversammlung drang ein Trupp zerlumpten
Pöbels nach dem andern und fordert die Absetzung des Treulosen, der
sich zum Verderben des Volks mit fremden Mächten verschworen und
jetzt das Blut der Vaterlandsfreunde vergossen habe. Mit pathetischen
Worten und mit einem von allen Abgeordneten einstimmig gesprochenen
Eid, das Vaterland retten zu wollen, antwortet die Versammlung. Ab-
geordnete des neuen Bürgerraths erschienen, meldeten, daß die
Commune die bewaffnete Macht unter den Befehl Sanier re's gestellt,
und verlangten die Absetzung des Königs und die Berufung eines
Nationalconvents. Die Versammlung war schwach genug, mit Bei.
fallsbezeigungen zu antworten, und überließ dadurch die Zügel der an-
gemaßten Herrschaft verwegenern Anmaßern. Die Versammlung schwor,
der Freiheit und Gleichheit bis zum Tode treu zu bleiben, und erließ
ein Decret, daß das französische Volk einen Nationaleonvent bilden, das
Oberhaupt der vollziehenden Gewalt vorläufig von seinem Amte entbun-
den und die Beschlüsse durch einen Vollziehungsrath ausgeführt werden
sollten. Dem schrecklichen Danton wurde das Ministerium der Justiz
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688
den Namensaufruf durch, damit die Mehrzahl durch die Furcht, sich des
Royalismus verdächtig zu machen, eingeschüchtert und zugleich künftig
außer Stand gesetzt werde, ihren Antheil am Morde zu leugnen. Die
Abstimmung über das Leben des Königs begann am 16. Abends um
sieben Uhr, und dauerte, weil die meisten Abgeordneten ihre Gründe
in längern oder kürzern Reden entwickelten, beinahe vierundzwanzig
Stunden. Die Nacht vermehrte das Schreckliche dieser Sitzung. Sep-
tembermördec hatten, mit Stöcken und Säbeln bewaffnet, die Zugänge
zum Sitzungssaals angefüllt. Sie empsingen jeden eintretenden Abgeord-
neten, der in den letzten Tagen von Gnade gesprochen hatte, mit dem
Zurufe: Entweder seinen Kopf oder den deinigen! In den Zuhörerlogen
saßen Weiber im gewähltesten Putz, als ob sie einer Theater-Vorstellung
beiwohnten. Die Abgeordneten ihrer Bekanntschaft unterhielten sich mit
ihnen und reichten ihnen Erfrischungen. Auch der Auswurf der Vor-
städte füllte in immer größerer Zahl den Zuhörerraum. Man trank dort
Wein und Branntwein, machte Wetten für oder gegen den Tod des
Königs. Ein Trinkladen, welchen die Deputirten aus Bedürfniß, einige
Nahrung zu sich zu nehmen, besuchten, war zeitig von Jakobinern be-
setzt worden, und hier wurden weder Ermahnungen noch Drohungen
gespart, um die Unentschlossenen zu bestimmen und die Furchtsamen ein-
zuschüchtern. Einige Abgeordnete verriethen durch die Verzerrung ihrer
Züge und durch die Verwirrung ihrer Reden die Zweifel, ja die Ver-
zweiflung, mit der sie kämpften. Die Abgeordneten erwarteten in tät-
licher Beängstigung den Augenblick, wo sie aufgerufen würden. Bar-
re re sprach für den Tod, weil, wie er hinzusetzte, der Baum der
Freiheit nur dann wächst, wenn er mit dem Blut der Könige getränkt
wird. Dennoch ging ein Murren des Unwillens durch die ganze Ver-
sammlung, als Orleans, mit Berufung auf seine Pflicht und Ueber-
zeugung, für dey Tod stimmte. Mit Beziehung auf Orleans sagte der
nach ihm stimmende Sieyes: Tod ohne Geschwätz. Robespierre
bewies, das Blut Ludwigs müsse fließen, um die Tyrannen zu erschrecken.
Zwei Abgeordnete trugen auf Galeerenstrafe an. Von 721 stimmten
nur 361 unbedingt für den Tod. Der Antrag auf Aufschub der Hin-
richtung wurde am 19. Januar mit 380 Stimmen gegen 310 verwor-
sen. Zwei Abgeordnete, Kersaint und Manuel, beide einst eifrige
Volksmänner, erklärten dem Convent ihren Austritt, weil sie die Schande
nicht ertragen könnten, mit Blutmenschen in demselben Saale zu sitzen.
Der Fleischer Legend re verlangte im Jakobinerklub, Ludwigs Leichnam
solle zerstückt und in die Departements versandt werden.
Am 20. Januar wurde Ludwig das Todesurtheil bekannt
gemacht. Der von Ludwig erbetene Aufschub von drei Tagen wurde
nicht gewährt. Doch wurde ihm gestattet, einen beliebigen Priester zu
sich rufen zu lassen und seine Familie noch einmal zu sehen. Auf den
Wunsch Ludwigs, daß der Convent sich mit dem Schicksal der Seinigen
beschäftigen und sie frei nach einem Orte ihrer Wahl ziehen lassen möge,
antwortete der Convent: das französische Volk, daß immer großmüthig
sei, werde für seine Hinterlassenen Sorge tragen. Zwei Stunden ver-
weilte der König im Kreise der Seinigen; in stummer Umarmung nahm
man für'ß Leben von einander Abschied. Dann fand sich der unbeeidigte
Abbö Edgeworth, Generalvicar des bischöflichen Sprengels von Paris,
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Extrahierte Personennamen: Robespierre Ludwigs Manuel Ludwigs Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwigs Abbö_Edgeworth
689
im Tempel ein. Die Tröstungen der Religion stärkten Ludwig wieder,
und er genoß die ganze Nacht einen ruhigen Schlaf.
Am Morgen des 21. Januar (1793) stand Ludwig um fünf Uhr
auf. Er übergab Edgeworth, der nicht von ihm gewichen war, sein
Testament, beichtete, empfing knieend, während grobe Geschütze durch
die Straße rasselten, das heilige Abendmahl und den Segen. Um neun
Uhr erschien Sanier re, von Municipalen und Gensdarmen begleitet.
Mit Edgeworth und zwei Gensdarmen bestieg der König eine Lohnkutsche
und betete seinem Beichtvater auf dem einstündigen Todeszuge die vor-
gesprochenen Psalmen nach. Langsam fuhr der Wagen durch die mit
Truppen und Geschützen und einer dichtgedrängten Volksmenge bedeckten
Straßen. Auf dem R ev o lu tio ns pl a tze, den Tuilerien gegenüber,
am Fußgestelle der zertrümmerten Bildsäule Ludwigs Xv., war das
Blutgerüste aufgeschlagen. Die Miene des Königs war bisher ernst,
aber ruhig gewesen. Aber als der Henker und dessen Gehülfen ihn an
der Treppe des Gerüstes empfingen und ihn des Rockes entkleideten,
schien er erschüttert. Da sagte Edgeworth zu „Sohn des heiligen
Ludwig, steige gen Himmel," und festen Schrittes ging Ludwig die
Stufen hinauf. Oben angelangt, betrachtete ec die Volksmasse und
warf einen Blick auf die Tuilerien hinüber. Als ihn die Henker ergrif-
fen, um ihm das Sünderkleid anzulegen, die Haare abzuschneiden und
die Hände auf den Rücken zu binden, wollte ec das letztere nicht ge-
schehen lassen, fügte sich aber, als der Priester sagte, daß ec durch daß
Binden dem Heilande ähnlicher werde. Dann trat er an den Rand des
Gerüstes, winkte der Kriegsmusik Schweigen und sprach mit lauter
Stimme: „Franzosen, ich sterbe unschuldig, ich vergebe meinen Feinden,
wünsche, daß mein Tod" — Trommelwirbel auf Santerre s Befehl, der die
Rührung des Volkes bemerkte, übertönten die letzten Worte. Daß Haupt
fiel unter dem Fallbeil, und als es der Nachcichter emporhob, ertönte
daß Geschrei: „Es lebe die Nation, es lebe die Freiheit!" Gleich nach
der Hinrichtung tanzte der Pöbel um das Blutgerüste. Am Abend wa-
ren die Schauspielhäuser gedrängt voll, und nach drei Tagen sprach
man in Paris nicht mehr von der schrecklichen That. Die königliche
Familie saß um ein Psalmbuch; daß Freudengeheul der Rotten verkün-
dete ihr, daß das Haupt ihres Vaters gefallen sei. Marie Antoinette
stürzte auf die Kniee und sprach ein Gebet.
Im Anfange der französischen Revolution war die englische Verfas-
sung als Muster und Vorbild gepriesen worden, und die Männer der
Bewegung hatten auf die Freundschaft Englands gerechnet. Diese
Achtungsbezeigungen wurden von vielen neuerungssüchtigen Engländern
erwiedert. In vielen englischen Städten bildeten sich Volksgesell--
schaften oder Whigklubs, welche die Begebenheiten in Frank-
reich durch Gelage, Reden und Trinksprüche verherrlichten. Vornehm-
lich ergossen sich die beiden großen Oppositionsredner Fox und Sheri-
dan in begeisterten Lobpreisungen der Revolution. Desto größeres Ec-
staunen erregte es, daß Burke, welcher der amerikanischen Revolution
mit Begeisterung daß Wort geredet hatte, von seinen bisherigen Freunden
und Meinungsgenossen abwich und im Parlamente mit den heftigsten
Erklärungen gegen die neufranzösische Freiheit und deren unbesonnene
44
Das Verhal-
ten Englands
und Spaniens
zur französi-
schen Revo-
lution.
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Extrahierte Personennamen: Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwigs_Xv. Edgeworth Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Marie_Antoinette Burke
Extrahierte Ortsnamen: Bildsäule_Ludwigs Paris Englands Frank- Englands Spaniens
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stoßen, wenn der Convent diesen nicht sogleich in Anklagestand versetze."
Vergeblich waren alle Anstrengungen Robeßpierre's, zu Worte zu kom-
men. Einem Rasenden gleich forderte er brüllend das Wort oder den
Tod. Alle seine Anstrengungen übertönte das Geschrei: „Nieder mit
dem Tyrannen!" Es folgte Anklage auf Anklage, Schlag auf Schlag,
und ihm selbst öffnete sich jetzt der Abgrund, in den er Freund und
Feind gestürzt hatte. Vergebens erwartete Nobespiecre eine Volksbewe-
gung, vergebens redete er den Pöbel der Gallerien an, vergebens wandte
er sich an die Mitglieder der gemäßigten Mitte, die er so oft Kröten
des Sumpfes gescholten hatte. Endlich versagte ihm die Stimme und
keuchend sank er auf eine Bank nieder. Durch allgemeines Aufstehen
wurde das An kl agedecret angenommen. „Ich verlange, das
Schicksal meines Bruders zu theilen", rief der jüngere Robespierre,
und sogleich wurde auch dieser, sowie Couthon, Saint Just und
Le das in Anklagestand versetzt. Die Gensdarmen nahmen sie in Empfang
und führten sie ab; aber an der Thür des Gefängniffes wurden sie
durch einen Haufen bewaffneter Jakobiner befreit und im Triumphe
aufs Rathhaus geführt, wo die ihnen ergebene Commune versammelt
war. Auch Henriot, der Commandant der bewaffneten Macht, der
noch vor Robespierre in Anklagestand versetzt und verhaftet worden war,
wurde wieder befreit. Mit Schrecken vernahm der Convent, daß die
Befreiten Anstalten träfen, die bewaffnete Macht zu versammeln und
gegen den Convent heranzuführen. Alsbald erklärte der Convent Robes-
pierce und dessen Mirschuldige sowie die Commune und jeden Beamten,
der die Geächteten gegen den Convent unterstützen werde, außer dem
Gesetz, ernannte Barras zum Commandanten der bewaffneten Macht
und schickte einige Deputirte ab, um die Sectionen zu versammeln und
für den Convent zu bewaffnen. Legendre schloß mit Bewaffneten den
Jakobinerklub; Barras rückte mit vier bis fünf Bataillonen gegen das
Rathhaus heran.
Die Geächteten hatten durch Zaudern die kostbare Zeit verloren. Ro-
bespierre befand sich in einem Zustande dumpfer Betäubung; Henriot
war betrunken und ohne Besinnung. Ais Barras 11 Uhr Abends mit
seinen Bewaffneten die nach dem Rathhause führenden Straßen besetzen
und das Aechtungsdecret des Convents verlesen ließ, stob die vor dem
Stadthause versammelte Menge auseinander, und es ertönte der Ruf.
„Es lebe der Convent!" Die Thüren des Rathhauses wurden einge-
schlagen; ein Pistolenschuß zerschmetterte Robespierre die Kinnlade;
Lebas nahm sich durch einen Schuß das Leben. -Couthon, welcher
sich durch Messerstiche zu tödten abmühte, versteckte sich unter einem
Tilche. Coffinhal, der Vicepräsident des Revolutionstribunals, schalt
Henriot den Urheber deß Unglücks und warf ihn zum Fenster hinaus;
ihm nach stürzte sich der jüngere Robespierre. Die übrigen hatten
sich in die dunkelsten Winkel verkrochen, aus denen sie nach und nach
hervorgezogen wurden. Beim Anbruch des Tages (28. Juli 1794) er-
fuhr der Convent seinen Sieg und schloß um fünf Uhr seine denkwür-
dige Sitzung.
Die Geächteten wurden alsbald vor das Revolutionstribu-
nal geschleppt. Mit einem in der Eile gemachten Verbände lag Ro des-
pie r re sprachlos auf einer Tischplatte. Da soll ein Mann aus dem
TM Hauptwörter (50): [T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister]]
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201
untergebracht werden. Den Armen, Wittwen und Waisen war der
Schutz des Königs und der Grafen, Friede und Gerechtigkeit und
bei den Gerichten Gehör vor allen anderen zugesichert. Hülflose
Arme sollten den Kirchen und Klöstern, bei Hungersnoth auch den
großen Grundbesitzern zur Ernährung zugetheilt, Leibeigene von ih-
ren Herrn gepflegt, arbeitsfähige Bettler aber nicht unterstützt wer-
den. Jedem Reisenden mußte Obdach und auch etwas Weide längs
des Weges gewährt werden, und die Geistlichen sollten in der Gast-
freundlichkeit allen als Muster vorangehen. Die ganze Ordnung
des Reiches wurde vom Geiste der Gerechtigkeit, Milde und Barm-
herzigkeit getragen.
Weit gepriesen war Karls des Großen Name schon unter sei-
nen Zeitgenossen; allen galt er als der erste und größte Fürst. An
seinem Hoflager drängten sich Gesandtschaften der Slawen wie der
spanischen Sarazenen, der Bulgaren wie der Awaren, afrikanischer
Fürsten wie der Könige von England und Schottland und des by-
zantinischen Hofes. Harun al Raschid, der große abbassidische Ka-
lif, schenkte Karl das heilige Grab zu Jerusalem, wo dieser eine
Art Konsulat zum Schutz der Pilger und ein Hospital errichten
ließ. Eine Gesandtschaft Harun's überbrachte als Geschenk einen
Elephanten, der nicht geringes Staunen erregte, und außer indi-
schen Gewürzen und morgenländischen Kunstarbeiten eine Uhr. Es
war eine Wasseruhr, die einen Zeiger hatte und noch außerdem die
Stunden anzeigte durch kleine Kügelchen, die klingend auf eine
Metallplatte fielen, und durch Reiter, welche sich an aufspringenden
Thürmen zeigten. Karls Gegengeschenke bestanden in feiner Lein-
wand und friesischen Kleidern, in fränkischen Jagdhunden und spa-
nischen Pferden und Maulthieren.
Karl war stark und sieben Fuß lang. Seine Augen waren
groß und lebhaft, das Haar glänzend weiß, der Ausdruck des Ge-
sichts heiter und fröhlich, die Stimme für den kräftigen Körper et-
was zu hell, die gerade Haltung des Körpers männlich und die ganze
Gestalt, stehend und sitzend, voll hoher Würde. Jeder fühlte sich
in seiner Nähe von Ehrfurcht durchdrungen. Karl war in jeder
Turn- und Waffenkunst geübt. Nicht bloß sein Geist, auch sein
Arm überwand jeden im Volke. Im Schwimmen kam ihm nie-
mand gleich. Vorzüglich wegen der warmen Quellen zu Aachen
baute er dort einen Palast. Er liebte die dortigen Bäder vorzugs-
weise und belustigte sich gern in Gesellschaft seiner Söhne und Hof-
leute mit Baden und Schwimmen. Seine Kleidung war außer bei
festlichen Gelegenheiten die gewöhnliche fränkische, ein leinenes Hemd,
darüber ein Wams, an den Beinen Strümpfe und Schuhe, um
die Lenden Binden, im Winter auch noch um Schultern und Brust
ein Ueberwurf von Otternfell und darüber ein kurzer Mantel. Im-
mer war er mit dem Schwert umgürtet, dessen Griff und Gehenk
von Gold und Silber war. Speise und Trank genoß er mäßig,
seine gewöhnliche Mahlzeit bestand aus vier Gerichten, und während
des Speisens ließ er sich vortragen oder vorlesen. Gastereien fan-
den nur an festlichen Tagen statt. Beim Ankleiden unterhielt er
Karls Aner-
kennung bei
seinen Zeit-
genossen.
Karls Per-
sönlichkeit,
Lebensweise
und Tod.
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T89: [Stadt Spanien Insel Land Jerusalem Reich Afrika Jahr Araber Herrschaft], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen]]
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Extrahierte Personennamen: Hungersnoth Karls Harun_al_Raschid Karl Karl Karls_Gegengeschenke Karls Karl Karl Karls Karls
Extrahierte Ortsnamen: England Schottland Jerusalem Aachen Karls Karls
502
Der Hussiten-
krieg.
als Gottesdienst gelten lassen wollte, daß er behauptete, die Bettel-
mönche wären schädlich, die Predigt müßte frei sein, nur allein der
Sonntag wäre ein Feiertag, die Zehnten wären bloße Almosen,
keine Pflicht, Kirchen und Klöster zu bauen wäre kein Verdienst.
Alles dieses hatte Huß gelehrt; dagegen war die Lehre, daß auch
den Laien beim Abendmahl der Kelch gereicht werden müsse, erst
während seiner Haft von seinem Landsmann Jakob von Mies
aufgestellt und von Huß erst gebilligt worden, als über diese Lehre
eine Spaltung unter den Hussiten zu entstehen drohte. Die Ver-
handlungen zwischen Johann Xxhi. und dem Concilium verzöger-
ten den Prozeß. Endlich am 5. Juni 1415 wurde Huß vor die
Kirchenversammlung geführt. Ueber das Urtheil hatten sich die
geistlichen Herren schon vorher entschieden. Bei der öffentlichen
Verhandlung war das Toben, Schreien und Schimpfen so arg, daß
Siegmund vor dem zweiten Verhör drohte, er werde jeden, wel-
cher wieder schimpfe und schreie, aus der Versammlung entfernen
lassen. Es mischte sich noch eine wissenschaftliche Eifersucht ein, in-
dem die meisten angesehenen Prälaten des Concils zur Schule der
Nominalisten (S. 346) gehörten, Huß hingegen sich zu den Ansich-
ten der Realisten bekannte. Die meisten Anklagepunkte wies Huß
als Verdrehungen und Erdichtungen zurück, hinsichtlich derer, die
er zugestand, erklärte er sich bereit, Belehrung anzunehmen, aber
Peter von Ailly erwiederte, sechzig Doctoren hätten das für irrig
erklärt, folglich müsse er widerrufen. Er wurde mehrmals vor dre
Versammlung geführt und mit Geschrei aufgefordert, seine Irrthü-
mer und Ketzereien zu widerrufen und abzuschwören. Standhaft ver-
weigerte Huß den Widerruf. Am 6. Juli 1415 sprach das Concil
die Verdammung aus: Hussens sämmtliche Bücher sollten dem Feuer
übergeben werden, er selbst die einem hartnäckigen Ketzer gebüh-
rende Strafe erleiden. Er mußte sich mit Priestergewändern beklei-
den, damit ihm dieselben wieder abgerissen werden könnten. Man
setzte ihm eine papierne Mütze auf, auf welche ein an seiner Seele
zerrender Teufel gemalt war, mit der Umschrift: dieser ist ein Erz-
ketzer. Darauf übergab ihn das Concilium der weltlichen Macht,
und der Kaiser, Zeuge der ganzen Verhandlung, befahl dem Pfalz-
grafen, ihn dem Scharfrichter zu übergeben und zum Scheiterhau-
fen zu begleiten. Huß und mit ihm seine Bücher wurven am
6. Juli 1415 verbrannt. Selbst seine Asche wurde seinen Freun-
den entzogen und in den Rhein gestreut. Die Standhaftigkeit und
Gottergebenheit, die Ruhe und Fassung, welche Huß bis zum letz-
ten Augenblicke bewies, beschämten seine Verfolger. Am 30. Mai
1416 erlitt auch Hieronymus von Prag, nach zwölfmonatlicher har-
ter Gefangenschaft, auf demselben Richtplatze den Feuertod.
Die Erbitterung über die schmachvolle Hinrichtung ihres hoch-
verehrten Lehrers trieb die Hussiten zur Rache gegen Geistliche und
Mönche. Die Priester, welche den Kelch im Abendmahl verweiger-
ten, wurden abgesetzt und gemißhandelt, die Klöster und Stifte ge-
plündert. Der Kelch wurde das Symbol der Hussiten, welche, weil
sie das Abendmahl unter beiderlei Gestalt nahmen, auch Utraqui-
sten genannt wurden. Als der König Wenzel (1419) starb, war
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Extrahierte Personennamen: Jakob_von_Mies Johann_Xxhi Johann Siegmund Peter_von_Ailly
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lenden Saitenspiel ein eigentliches Gewerbe machten, die Sänger
und etwa auch die ihrem Beruf nach ihnen verwandten Spielleute.
3) Die fränkischen oder salischen Kaiser.
Zur Zeit der sächsischen Kaiser war das deutsche Reich das Konrad i.
mächtigste in Europa. Bei dem Tode Heinrichs I!. mußte es jedem
Freunde des Vaterlandes klar sein, daß die erreichte Nationalein-
heit durch die Wahl eines neuen Königs befestigt werden müsse,
wenn die innere Kraft und das Ansehen des Reiches nicht wieder
geschwächt werden sollten. Daher versammelten sich schon im Herbst
1024 die Herzoge, Grafen, Bischöfe und übrigen Herrn mit ihrem
Gefolge auf einer Ebene am Rhein zwischen Mainz und Worms.
Auf der rechten Seite des Rheins lagerten sich die Sachsen, Fran-
ken, Schwaben und Baiern, auf der linken Seite die Lothringer.
Man berieth lange. Endlich vereinigten sich die verschiedenen An-
sichten dahin, daß zwei Männer der Krone am würdigsten wären,
nämlich zwei fränkische Große, welche beide Konrad hießen und als
Brüdersöhne die Urenkel von Otto's I. Schwiegersohn Konrad wa-
ren. Zur Unterscheidung nannte man den einen den älteren oder
den Salier, den anderen den jüngeren. Zwischen beiden Männern
schwankte die Wahl; da wandte sich der ältere Konrad mit Freund-
lichkeit an seinen Vetter und schlug ihm vor, daß ein jeder von
ihnen demjenigen sich unterwerfen solle, welchen der größere Theil
der Fürsten mit Genehmigung des Volkes zum König ernennen
würde. Nachdem der jüngere Konrad seine Zustimmung erklärt
hatte, schritt man zur Wahl. Der Erzbischof von Mainz, als der
erste Geistliche des Reichs, gab zuerst seine Stimme für den älteren
Konrad. Ihm stimmten die anderen Erzbischöfe und Bischöfe bei.
Und nun erhob sich von den weltlichen Fürsten zuerst der jüngere
Konrad und gab vor allem Volk seinem Vetter seine Stimme. Viele
Fürsten traten ihm bei, vom Volke ward die Wahl durch feierlichen
Zuruf gutgeheißen, der neue König wurde nach Mainz geführt und
daselbst gekrönt.
Konrad Ii. (1024 — 1039) erweckte das allgemeine Ver-
trauen, und in der That war er in Krieg und Frieden rastlos thä-
tig. Er suchte zwar die Macht seines Hauses zu heben und diesem
die erbliche Königswürde zu verschaffen, aber da er dieses durch
Erhöhung der Reichsgewalt zu erreichen suchte, so wirkte er auf
die Befestigung der Nationaleinheit hin und seine Wünsche trafen
mit den Nationalinteressen zusammen. Von der Macht eines deut-
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Extrahierte Personennamen: Konrad_i Konrad Heinrichs Heinrichs Konrad Konrad Konrad_wa- Konrad Konrad Konrad Konrad Konrad Konrad Konrad Konrad_Ii Konrad
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Sprache als die deutsche, und trug dann diesen Namen von der
Sprache auf das Volk selbst über. Die deutschen Dichtungen der
Geistlichen hatten christliche Stoffe, aber in Beziehung auf die Form
schloffen sie sich anfangs der bisherigen weltlichen volksmäßigen
Dichtung an; die Alliteration, die alten epischen Wendungen, die
kräftige und oft erhabene Schilderung wurden beibehalten. Von
dieser Art ist ein Gedicht vom Ende der Welt und vom jüngsten
Gericht. In diesem Gedicht findet sich aber neben der Allitera-
tion auch der Reim, welcher aus der lateinischen Neimpoesie der
Kirche in die deutschen Dichtungen übergegangen ist. Die fast durch-
gängige Form der lateinischen christlichen Hymnen, wie man sie seit
Jahrhunderten in den Kirchen sang, waren Strophen von je vier
Zeilen, deren jede wiederum vier Jamben enthielt und die paar-
weis oder auch wohl alle sich reimten. Diese Form fand nun jetzt, wo
die Geistlichen sich der deutschen Dichtung anzunehmen begannen,
auch in diese Eingang. Das früheste Denkmal dieser neu entstan-
denen Neimpoesie ist das Evangelienbuch, das von Ottfried,
einem Mönche des Klosters Weißenburg im Speiergau, gedichtet
und dem König Ludwig dem Deutschen im Jahr 868 zugeeignet ist.
Das Beispiel von Ottfried bewirkte, daß sich bald nach ihm,
in seinen Versen und Reimen, eine bisher noch nicht gekannre Ge-
dichtart, der geistliche Laiengesang bildete und, wie überhaupt
jetzt Geistliches und Weltliches mehr als sonst zusammenflössen, auch
den weltlichen Gesang des Volkes umgestaltete. Im Anfang hatte
die Geistlichkeit gegen die Tänze und Tanzgesänge des Volkes, welche
die Heiligkeit des Sonntags und selbst der Gotteshäuser störten,
verbietend einschreiten müssen, gegen Gesänge also, deren Form die
Alliteration war; dann aber hatten die Geistlichen, wie z. B. in
dem Gedicht vom jüngsten Gericht, den Versuch gemacht, christlichen
Stoff in die heidnische Form zu kleiden. Jetzt war ihr statt dieser
eine andere geboten, welche der kirchliche Ursprung empfahl, ja hei-
ligte; mit Freuden ergriff sie diese und dichtete in ihr mit nun ge-
steigertem Eifer Gesänge geistlichen Inhalts, welche sowohl die Stelle
jener entweihenden weltlichen Gesänge einnahmen, als auch dem
Volke die ungern gehörte oder nicht verstandene Predigt ersetzen
konnten. Diese geistlichen Gesänge waren aber kein Kirchengesang;
von diesem war das Volk noch Jahrhunderte lang ausgeschlossen.
In der Kirche und bei kirchlichen Handlungen stimmte das Volk
nach dem Gesang der Priester nur Kyrie eleison an. Auch auf
dem Wege zur Kirche, im Beginn einer Schlacht oder wenn einem
frommen Herrn entgegen zu jauchzen war, da ertönte als einziger
Sang ein vielleicht unzählige Mal wiederholtes Kyrieleison. In
den letzteren Fällen wurde bisweilen auch ein lateinischer Gesang,
ein Psalm, ein Hymnus angestimmt, wie man ihn in der Kirche
von den Priestern gehört hatte. Nun jedoch ward für den außer-
kirchlichen Gebrauch den Laien auch in der Heimathsprache geistlicher
Gesang gegeben. War das Lied in Strophen gegliedert, so saug
diese nur Einer und am Schluß einer jeden fiel die Menge mit dem
Kyrie eleison ein. Die neue Form, die vierzeilige Strophe Ott-
fried's, wurde auch auf die weltliche Epik übergetragen, wie das
auf einen Sieg über die Normannen wahrscheinlich von einem Geist-
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
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Extrahierte Personennamen: Ottfried Ludwig_dem Ludwig Ottfried